Jesaja 55 ist ein Kapitel, das uns schon lange begleitet. Ein Grund dafür ist die reiche und wunderschöne Bildsprache. Das Kapitel öffnet mit einer großzügigen, sogar extravaganten Einladung. Es verwendet Regen und Schnee als Bilder für das Wort Gottes, das immer und unausweichlich seinen Zweck erfüllt und Frucht hervorbringt. Es beschreibt ekstatische Berge und jubelnde Bäume, die voller Freude einen neuen Exodus feiern. Und es redet davon, dass schöne Bäume Dornen und Disteln ersetzen.
Diese letzten zwei Szenen spielen offensichtlich auf zwei wichtige Themen der Bibel an:
- Den Exodus, jenes Ereignis im Alten Testament, das mehr als jedes andere in diesem ersten Teil der Bibel Gottes Wesen offenbart.
- Die neue Schöpfung. Der Sündenfall brachte Dornen und Disteln mit sich. Dass diese hier von liebenswerten Bäumen ersetzt werden, spricht von Erneuerung und Wiederherstellung der Schöpfung.
Ein weiterer Grund, weshalb uns dieses Kapitel so wichtig ist: Es wurde uns mehrmals als spezielles, persönliches Wort und als Verheißung mit auf den Weg gegeben. Als ich 1991 meinen Masters an der Universität der Nationen abschloss und plante, nach Deutschland zu ziehen, um dort die SBS aufzubauen, wurde mir diese Bibelstelle als Wort mit auf den Weg gegeben. Als wir 1997 heirateten, entnahmen wir diesem Kapitel unseren Trauspruch. Als wir uns überlegten, nach Spanien zu ziehen, wurde es abermals Gottes Wort an uns, besonders die Verse 12 und 13:
Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen. Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln. Und dem HERRN soll es zum Ruhm geschehen und zum ewigen Zeichen, das nicht vergehen wird. (Jes. 55,12-13; Luther 1984)
Als wir hier ankamen, bekam diese Verheißung der Verwandlung und Wiederherstellung einen neuen, tieferen Sinn. Wir empfanden, dass sie nicht nur uns betrifft, sondern auch diejenigen, die kommen und bei uns einkehren. Deshalb beschlossen wir, als Symbol einen Baum zu pflanzen. Nein, es handelt sich nicht um eine Myrte oder eine Zypresse. Wir wollten etwas Substanzielleres als Schönheit. Daher haben wir einen Obstbaum, einen Quittenbaum gepflanzt: Wir würden gerne Quittenmarmelade machen.
Es verspricht ein gutes Quittenjahr zu werden: Der kleine Baum ist voller Früchte. Und jeden Tag schließt sich dieser Baum den anderen Bäumen in unserem Garten an und feiert den stattfindenden Exodus und die sich anbahnende neue Schöpfung!