Anfang Herbst kamen wir in Südspanien an. Die ersten vier Monate verbrachten wir mit Sprachstudium in Malaga. Anfang Dezember, als uns noch etwa sieben Wochen Sprachschule blieben, fingen wir an, eine Unterkunft zu suchen in der Nähe von Alhaurín, wo sich das Retreat-Zentrum befindet.
Wie sich herausstellte, war das nicht ganz einfach. Es gab nicht viele Angebote. Die Häuser, die uns groß genug erschienen, überstiegen unser Budget. Uns wurde klar: Über eine Immobilienagentur finden wir nur etwas, das entweder zu klein oder zu teuer ist. Deswegen änderten wir unsere Suchstrategie.
Wir nahmen uns Zeit, um durch die Gegend zu fahren und nach Schildern „Zu vermieten“ Ausschau zu halten. Gute Idee, nur fanden wir bloß eines, von dem uns sofort klar war, dass es ebenfalls unsere Preisvorstellungen überstieg.
Irgendwann wurde die Straße, durch die wir fuhren, immer schlechter, und wir waren uns nicht sicher, ob sie irgendwo hin führte. Franziska hielt an und fragte jemanden nach dem Weg. Völlig spontan und in ziemlich schlechtem Spanisch fragte sie ihn, ob er wisse, ob es in der Gegend etwas zu mieten gäbe. Er sagte nein, aber wenn wir ihm unsere Telefonnummer geben würden, würde er nachfragen und es uns wissen lassen.
Um ehrlich zu sein, wir haben nicht erwartet je wieder von ihm zu hören, aber innerhalb eines Tages rief er an mit der Mitteilung, dass er ein Haus für uns hätte. Wir fuhren hin und zurück 80 km, um dieses Haus anzuschauen, eine weite Strecke für eine Enttäuschung. Das Haus war viel zu klein und sehr dunkel, genau was wir nicht wollten. Unser Spanisch reichte aber nicht aus, um deutlicher zu erklären, was wir eigentlich suchten.
Kurz darauf rief er ein zweites Mal an: Er hatte abermals ein Haus für uns. Diesmal waren unsere Erwartungen etwa bei null. Wir empfanden es als sinnlos, ein weiteres Mal 80 km unter die Räder zu nehmen – und wer weiß, wie oft er uns noch anrufen würde? Wir überlegten uns, wie wir ihm erklären könnten, dass er nicht weiter zu suchen brauche. Aber ein letztes Mal fuhren wir hin.
Der erste Eindruck war bedeutend besser. Es gab viel Platz um das Haus herum und mehrere Palmen und andere Bäume. Im Innern war es etwas dunkel und ziemlich kalt. Ein Regentag im Dezember ist nun mal nicht der beste Tag, um sich ein Haus anzuschauen. Erst im Nachhinein, als wir wieder nach Malaga zurück fuhren, stellten wir fest, dass dieses Haus in fast allen Punkten unseren Vorstellungen und Wünschen entsprach.
Da überfiel uns in erster Linie eine gewisse Angst. Was sollte das? Ein Haus, wesentlich größer (und teurer) als wir für uns selbst brauchten, draußen auf dem Land, in Spanien? Andererseits… war es nicht genau das, was wir uns schon lange gewünscht hatten?
Inzwischen war es zwei Tage vor Weihnachten. Wir riefen an und fragten, ob wir das Haus ein zweites Mal anschauen könnten. Wir rechneten damit, frühestens nach Weihnachten hingehen zu können. Aber nein, wann möchten wir? Morgen, übermorgen? Kein Problem.
Wir wählten den 25., da wir an jenem Tag sowieso in die Richtung fahren wollten. Und wir brachten das Geld für die Kaution gleich mit, für den Fall dass.
So wurde dieses Haus, das wir nie gefunden hätten, wenn Franziska nicht einen vollkommen Unbekannten gefragt hätte, wo es hier ein Haus zu mieten gäbe, unser Weihnachtsgeschenk.